Österreichisches Domino
Einleitung
Beim österreichischen Domino wird traditionellerweise der Satz mit der Doppelacht mit 45 Steinen benutzt. Das Kapitel für Dominospiele bei Verstand und Glück im Bunde (F. Tendler, Wien, 1830) beschreibt Draw Domino für zwei bis sechs Spieler mit diesem Satz, und nach Domino in vielen Spielarten von Fritz Beck (Pechans Perlen Reihe, Wien, 1960) stimmt das auch noch für die Mitte des 20. Jahrhunderts. Becks Buch enthält etwa 90 % für Spiele mit dem [8-8] Satz. Normalerweise wird der Satz auf 36 Steine reduziert, indem man alle Doppelsteine herausnimmt, und er beschreibt am Ende auf nur wenigen Seiten Spiele mit dem [6-6] Satz. Eine Beschreibung dieser Spiele mit dem [8-8] Satz auf Englisch – wahrscheinlich auf Beck basierend – findet sich in dem Buch Domino Games and Puzzles von K. W. H. Leeflang (Amsterdam 1972; New York 1975)
Spielmaterial
Nach Beck werden Dominosteine in Österreich normalerweise als Satz mit der Doppelacht mit 45 Steinen verkauft. Das schreibt er 1960: Ich weiß nicht, ob es heute noch stimmt, aber Alexey Lobashev hat mir berichtet, dass in Ungarn der Satz mit 45 Steinen noch existiert. Für das Spiel werden normalerweise die neun Doppelsteine herausgenommen, so dass 36 Steine übrig bleiben. Wenn kein originaler Satz mit der Doppelacht verfügbar ist, kann man diesen Satz leicht herstellen, indem man von einem Satz mit der Doppelneun 19 Steine heraussortiert.
Verteilung der Steine
Zwei oder drei Spieler können ein Draw Game spielen: zwei Spieler bekommen 8 oder 9 Steine; bei drei Spielern bekommt jeder 7 Steine.
Bei vier Spielern spielt jeder für sich und bekommt 7 oder 8 Steine. Das ist ein Block Game, bei dem der Talon (oder Stamm) von 8 oder 12 Steinen nicht benutzt wird. Es können auch drei Spieler ein Block Game spielen, wobei jeder 8 oder 9 Steine bekommt, und bei zwei Spielern bekommt jeder 11 oder 12 Steine.
Das Spiel
Die Auslage (das Tableau) besteht nicht aus einer einfachen Zeile, sondern es ist eine Doppelzeile, wobei die passenden Enden seitlich angelegt werden. Es sieht aus wie eine Reihe von Ziegeln – die Illustration stammt aus Becks Domino in vielen Spielarten.
Wenn bei einem Draw Game ein Spieler keinen Stein anlegen kann, muss er so lange vom Talon ziehen, bis er einen Stein anlegen kann. Manchmal wird ausgemacht, dass ein Spieler auf diese Art nur bis zu drei Steinen ziehen darf, und – wenn er nach dem Ziehen von drei Steinen immer noch keinen Stein anlegen kann – muss er passen.
Wenn ein Block Game gespielt wird, passt ein Spieler einfach, wenn er keinen Stein anlegen kann. Die nicht verteilten Steine werden nicht benutzt und bleiben somit unbekannt.
In der ersten Runde beginnt der Spieler mit dem schwersten Stein – das ist die [8-7], wenn dieser Stein im Spiel ist, sonst ist es die [8-6] usw. Der Gewinner einer Runde spielt in der nächsten Runde als erster aus.
Wertung
Der Spieler, der Domino macht, gewinnt. Wenn das Spiel gesperrt ist, gewinnt der Spieler, der die wenigsten Punkte auf den Steinen in seiner Hand hat. Wenn zwei Spieler die gleiche geringe Anzahl von Punkten haben, ist das ein Unentschieden und es gibt keinen Gewinner. Der Spieler, der als letzter einen Stein spielte, beginnt die nächste Runde.
Buki
Nach Beck wurde diese Variante für vier Spieler als Glücksspiel angesehen und deshalb vom österreichischen Gesetzgeber verboten. Nichtsdestoweniger widmet er dem Spiel 20 Seiten, mit Hinweisen für gutes Spiel und einem Spielbeispiel. Es ist ein Block Game mit 36 Steinen (ohne Doppelsteine), bei dem jeder Spieler 6 Steine bekommt, so dass ein Talon von 12 Steinen übrig bleibt.
Vor dem eigentlichen Spiel wird ein Spieler als Bankhalter für eine Sitzung gewählt, und man muss sich auf das Minimum und das Maximum bei den Einsätzen einigen. Es scheint, dass ein Verhältnis von 3 : 1 beim Maximum und Minimum sinnvoll ist. Eine kleine Differenz zwischen Maximum und Minimum verschafft dem Bankhalter einen Vorteil, und eine große Differenz gibt den anderen Spielern einen Vorteil. Nach dem Mischen nimmt jeder Spieler 6 Steine, und der Bankhalter legt den Stamm in 3 Kolonnen von 4 Steinen aus, wie es in dem Diagramm gezeigt wird, bei dem D der Bankhalter ist.
Die Steine, die den Stamm bilden, werden während des Spiels nicht mehr benutzt, aber sie geben die Stelle an, wo die Spieler A, B und C ihre Wetteinsätze platzieren können. Man beachte bei dem Diagramm – das aus Becks Buch stammt – dass das Spiel manchmal gegen den Uhrzeigersinn gespielt wird. Beck empfiehlt, dass die Spielrichtung von Zeit zu Zeit geändert wird, z. B. immer nach 5 oder 10 Spielen, so dass ein Spieler nicht immer denselben Gegenspieler vor sich hat.
Jeder Spieler – mit Ausnahme des Bankhalters – muss seinen Einsatz vor dem dritten Zug im Spiel machen. Die Spieler wählen die Höhe ihres Einsatzes danach, wie sie die Chancen für ihren Gewinn einschätzen; aber es darf nicht weniger als das vereinbarte Minimum und nicht mehr als das Maximum sein. Wenn ein Spiel zu Ende gespielt ist, nimmt der Gewinner seinen Einsatz zurück und bekommt vom Bankhalter das 2 ½ fache seines Einsatzes ausgezahlt. Der Bankhalter bekommt die Einsätze der anderen Spieler. Wenn der Bankhalter gewinnt, bekommt er die Einsätze aller Spieler. Wenn ein Spieler und nicht der Bankhalter gewinnt, dann muss dieser Spieler seinen Einsatz im folgenden Spiel setzen, bevor er seinen ersten Stein spielt.
Ein Abrechnungsbeispiel: Bei einem Minimum Einsatz von 2 und einem Maximum Einsatz von 6, setzt Spieler A 4, Spieler B 2 und Spieler C 6. Wenn A gewinnt, nimmt er seinen Einsatz von 4 zurück und erhält vom Bankhalter 10. Das Ergebnis ist dann: A: +10, B: -2, C: -6, D: -2. Wenn B gewinnt ist das Resultat: A: -4: B: +5, C: -6; D: +5. Wenn C gewinnt ist das Resultat: A: -4, B: -2, C: +15, D: -9. Wenn D gewinnt ist das Resultat: A: -4, B: -2, C -6, D: +12.
Wenn das Spiel gesperrt ist, dann gewinnt wie üblich der Spieler, der die geringste Anzahl von Punkten in seinen Handsteinen hat. Wenn zwei Spieler die gleiche niedrige Zahl haben, dann bleiben die Einsätze der Spieler auf dem Tisch liegen. Beim nächsten Spiel können die Spieler ihre Einsätze bis zum Maximum erhöhen, aber sie dürfen ihre Einsätze nicht reduzieren.
Oft wird so gespielt, dass jeder Spieler bis zum vierten Stein fragen kann, ob er seinen Einsatz erhöhen kann – aber dem Bankhalter steht es frei, das Angebot anzunehmen oder abzulehnen.
Es wird oft mit Zuschauern gespielt. Sie müssen so sitzen, dass sie nur die Hand eines Spielers sehen können. Die Zuschauer dürfen weder Bemerkungen zum Spiel machen noch auf irgendeine andere Weise in das Spiel eingreifen, aber sie können fragen, ob sie einen Einsatz auf den Spieler machen können, hinter dem sie sitzen und glauben, dass er gewinnt. Der Bankhalter ist nicht verpflichtet, die Wette eines Zuschauers anzunehmen – aber er darf wählen, ob er die Wette eines Zuschauers annimmt und die Wette eines anderen Zuschauers ablehnt.
Variante: Buki wurde oft mit sieben Steinen je Spieler und einem Stamm von 8 Steinen gespielt. Wenn weniger Steine nicht im Spiel sind, gibt es mehr Möglichkeiten für ein überlegtes Spiel. Der Bankhalter legt den Stamm in einer Reihe von 8 Steinen aus. Seine benachbarten Spieler platzieren ihre Einsätze an das Ende der Reihe, das ihnen am nächsten ist, und der Spieler, der dem Bankhalter gegenüber sitzt, platziert seinen Einsatz in die Mitte der Reihe. Die Regeln für das Spiel und die Abrechnung sind genau dieselben wie für Buki mit sechs Steinen.
Pulle
Es ist ein anderes Block Game für vier Spieler, bei dem 36 Steine benutzt werden und jeder Spieler zu Beginn sieben Steine bekommt. Bevor das Spiel beginnt, zahlt jeder Spieler die gleiche Summe in die Pulle (verballhorntes englisches Wort: Pool). Am Ende eines Spieles zählen alle Spieler die Punkte auf ihren nicht gespielten Steinen – dabei spielt es keine Rolle, ob das Spiel gesperrt wurde oder nicht – und fügen diese Summe ihrem laufenden Konto hinzu. Ein Spieler, der mehr als 100 Punkte hat, scheidet aus, und der letzte überlebende Spieler bekommt den Inhalt der Pulle. Man beachte, dass man mit 100 Punkten noch im Spiel ist – nur der Spieler, der 101 oder mehr Punkte hat, scheidet aus.
Das ist das Grundspiel, aber die Möglichkeit des Zurückkaufens macht das Spiel etwas komplizierter. Nach jedem Spiel kann ein Spieler die Hälfte des ursprünglichen Einsatzes wieder in die Pulle einzahlen, und sein Punktestand ist dann gleich dem Punktestand des Spielers, dessen Punktestand zwischen dem höchsten und niedrigsten Punktestand der anderen drei Spieler liegt. Das ist sogar noch für einen Spieler möglich, der gerade die 100 überschritten hatte. Z. B. wenn nach einem Spiel der Punktestand folgendermaßen ist: A 107, B 94, C 68, D 50, dann kann A entweder ausscheiden oder sich mit einem halben Einsatz „zurückkaufen“, und dann ist sein Punktestand 68. Wenn sich in dieser Situation B mit einem halben Einsatz zurückkaufte, und dann wäre sein Punktestand ebenfalls nur 68. Wenn der Punktestand der anderen drei Spieler gleich ist, dann bekommt der Spieler, der sich zurückkauft, einen um einen Punkt höheren Punktestand – z. B. wenn die Punkte der Spieler 99 : 70 : 70 : 70 wären, dann bekommt der Spieler mit den 99 Punkten, wenn er sich zurückkauft, 71 Punkte.
Bei einem gesperrten Spiel kann es vorkommen, dass alle Spieler 101 oder mehr Punkte haben. Das wird „gesprengte Pulle“ genannt. Alle Spieler werden wieder auf Null gesetzt, jeder zahlt noch einmal den gleichen Einsatz in die Pulle, und es wird weitergespielt.
Oft wird das Spiel auch so gespielt, dass nicht nur allein um die Pulle gespielt wird, sondern der Gewinner eines jeden einzelnen Spiels bekommt von den anderen Spielern einen bestimmten Betrag. Bei dieser Spielweise bekommt der Gewinner eines gesperrten Spiels nur die Hälfte von dem Betrag, den ein Spieler bekäme, wenn er Domino machte. Beck gibt als Beispiel: jeder Spieler zahlt einen Grundeinsatz von 3,00 in die Pulle, bei Zurückkaufen muss man 1,50 in die Pulle zahlen, und der Gewinner eines Spiels bekommt von jedem Gegenspieler 1,00 und wenn das Spiel gesperrt ist 0,50. Wenn bei einem gesperrten Spiel zwei Spieler die gleiche niedrige Punktzahl haben, gibt es für dieses Spiel kein Geld und der Punktestand aller Spieler wird nicht verändert.
Andere Web pages
Die deutsche Wikipediaseite Bukidomino hat noch mehr Informationen zur Geschichte von Buki und ein aktuelles Spielbeispiel.