Quartett, Go Fish, Authors, Happy Families

Einleitung

Das Spielziel ist, 4 zusammengehörige Karten zu sammeln, die man bekommt, indem man andere Spieler nach Karten fragt, von denen man glaubt, dass sie diese Karten in ihren Handkarten haben.  Wer die meisten Vierergruppen von Karten gesammelt hat, gewinnt das Spiel. Diese Grundidee ist sehr einfach, und deshalb werden Quartettspiele  oft als Kinderspiele angesehen.

Soweit mir bekannt ist, taucht diese Art Spiele zuerst Mitte des 19. Jahrhunderts auf; sie wurden mit speziellen Karten gespielt. In Großbritannien gab es Spade the Gardener; die Spieler sammelten Familien, die aus fünf Karten bestanden.  Das Spiel wurde abgelöst durch Happy Families, wobei jede Familie aus vier Karten bestand (Mutter, Vater, Sohn und Tochter). In den USA  wurde 1843 als erstes Spiel Dr Busby veröffentlicht; es besteht ebenfalls  aus Familien.  1861 folgten Authors. Ich weiß nicht, ob diese Spiele aus einem früheren Spiel mit Standardkarten entwickelt wurden, ober ob man später Regeln mit Standardkarten aus diesen Spielen entwickelte.

Quartett

Diese deutsche Variante entspricht den Spielen Happy Families oder Authors.

Quartett kann mit einem Skatspiel von 32 Karten gespielt werden. Das ist heute nicht mehr üblich, da es eine Unmenge von speziellen Quartettkarten gibt. Meistens bestehen diese Spiele aus acht Quartetten, also 32 Karten.

Das Spiel zu dritt oder zu mehreren Spielern

Nach sorgfältigem Mischen werden die Karten einzeln im Uhrzeigersinn an die Spieler verteilt. Es ist dabei unerheblich, wenn nicht alle Spieler die gleiche Anzahl von Karten erhalten. Der Spieler links vom Geber beginnt das Spiel und fragt  einen beliebigen Mitspieler nach einer Karte. „Heini, hast Du Herz König?“

Ein Spieler darf nur dann nach einer bestimmten Karte fragen, wenn er von diesem Quartett mindestens eine Karte in der Hand hält. Hat der gefragte Mitspieler diese Karte, muss er sie dem Fragenden geben, und der darf dann weiter fragen (denselben oder einen anderen Spieler). Hat der gefragte Spieler die Karte nicht, dann ist dieser Spieler an der Reihe und kann andere Spieler nach Karten fragen. Sobald ein Spieler ein vollständiges Quartett von vier Karten hat, legt er es offen vor sich auf den Tisch. Hat ein Spieler keine Karten mehr auf der Hand, ist er aus dem Spiel und der Spieler links von ihm ist mit Fragen dran.

Wer am Schluss die meisten Quartette vor sich liegen hat, hat das Spiel gewonnen.

Das Spiel zu zweit

Jeder erhält Spieler 10 Handkarten, die übrigen 12 Karten werden als verdeckter Stapel in die Mitte des Tisches gelegt. Hat ein Spieler die gefragte Karte nicht, so muss er eine Karte vom Stapel ziehen und darf danach den anderen nach einer Karte fragen. Die übrigen Regeln sind dieselben wie beim Spiel zu dritt.

Quartett-Spielkarten

Inzwischen gibt es eine Flut von Quartettspielen, wobei sich der Verdacht ergibt, dass diese Karten mehr als Bilderbuch oder Sammlerobjekte denn als Spielkarten angesehen werden.

Leonhard Stork: Spielzeit – Bestimmungshandbuch für Quartett- und Peterspiele von 1880 bis heute – Ausgabe September 2000 (vergriffen) enthält 4800 deutsche Quartett- und Peterspiele. Die modernen Quartette haben manchmal seltsame Themen wie Selbstmordquartett oder Schlimmeres.

Deutsche Quartettspiele enthalten oft auch statistische Einzelheiten, die zum Thema des Quartetts gehören, so dass man auch Top Trumps damit spielen kann, ein Spiel, das in Deutschland als Supertrumpf bekannt ist. Manchmal enthalten die Spiele auch eine Schwarze Peter Karte, so dass man auch Schwarzer Peter damit spielen kann, was dem Spiel Old Maid entspricht.

Go Fish

Dieses Spiel wird oft nur als Fish bezeichnet, aber der Name „Fish“ (oder kanadischer Fish oder russischer Fish) wird manchmal auch für das kompliziertere Partnerspiel Literatur benutzt. Go Fish spielt sich am besten mit 3 bis 6 Spielern, aber es ist auch für zwei Spieler möglich. Es wird ein Standardkartenspiel von 52 Karten benutzt. Der Geber gibt jedem Spieler 5 Karten (bei zwei Spielern bekommt jeder 7 Karten). Die übrigen Karten werden als Stapel verdeckt in die Mitte des Tisches gelegt.

Der Spieler links vom Geber beginnt. Ein Spielzug besteht darin, dass ein bestimmter Spieler nach einem bestimmten Kartenwert gefragt wird. Zum Beispiel könnte ein Spieler, wenn er dran ist, sagen: „Maria, gib mir bitte deine Buben.“ Der Spieler, der fragt, muss  mindestens eine Karte von dem Rang haben, nach dem er fragt – also muss er mindestens einen Buben haben, um obige Frage stellen zu können. Wenn Maria Buben hat, muss sie ihm alle Buben geben, die sie hat. Der Spieler kann jetzt erneut irgendeinen Spieler nach einem anderen Rang fragen, von dem er selbst mindestens eine Karte in der Hand hält.

Wenn der Gefragte keine Karte dieses Ranges hat, sagt er: “Go fish!“ – das heißt wörtlich „Geh fischen!“ und ist eine Aufforderung an den Fragenden, eine Karte vom Stapel zu ziehen. Ist die gezogene Karte von dem Rang, nach dem gefragt wurde, zeigt der Fragende die Karte vor und darf weiter fragen. Ist die gezogene Karte nicht von dem Rang, nach dem gefragt wurde, nimmt der Spieler sie in seine Handkarten auf, und der Spieler, der „Go fish!“ gesagt hatte, ist jetzt mit Fragen an der Reihe.

Sobald ein Spieler einen vollständigen Satz von vier Karten gesammelt hat, zeigt er sie vor und legt sie verdeckt vor sich ab. Das Spiel geht so lange weiter, bis ein Spieler keine Karten mehr hat oder der Stapel aufgebraucht ist. Es gewinnt der Spieler, der die meisten Quartette gesammelt hat.

Varianten von Go Fish

Manchmal wird so gespielt, dass nicht nach einem Rang, sondern nach einer bestimmten Karte gefragt wird. Man muss mindestens eine Karte dieses Ranges auf der Hand haben. Z. B.: „Thomas, gib mir bitte die Karo Sieben.“ Wenn Thomas diese Karte hat, muss er sie hergeben und der Fragende kann weiter fragen. Wenn er die Karte nicht hat, sagt er: „Go fish!“ und der Frager muss eine Karte vom Stapel ziehen. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass das die Karo Sieben ist, darf er weiter fragen, sonst ist jetzt Thomas an der Reihe.

Wenn man diese Variante spielt, muss man vor Beginn des Spiels übereinkommen, ob man nach einer Karte fragen darf, die man selber auf der Hand hat. Natürlich wird man eine Karte vom Stapel ziehen müssen und kann nicht weiter fragen, aber man kann das auch absichtlich tun, damit die anderen Spieler glauben, dass man diese Karte nicht hat.

Häufig wird auch weitergespielt, wenn der Stapel aufgebraucht ist, und zwar so lange, bis alle Karten zu Quartetten vereint sind. Sobald der Stapel aufgebraucht ist, kann man natürlich nicht mehr „Go fish!“ sagen. Hat also dann jemand die gefragte Karte nicht, ist er mit Fragen dran.

In einigen Runden wird das Spiel nicht beendet, wenn ein Spieler keine Karten mehr hat, sondern dieser Spieler zieht 5 neue Handkarten vom Stapel (oder alle Karten des Stapels, wenn weniger als 5 Karten im Stapel liegen).

Einige Spielrunden spielen so: Wenn ein Spieler vergeblich gefragt hat, dann ist nicht der  Spieler, der „Go fish!“ gesagt hat, mit Fragen dran, sondern der Spieler links von ihm.

Es gibt verschiedene Wertungen. Zum Beispiel kann man eine Anzahl von Händen spielen, und man bekommt für jedes Quartett einen Punkt. Das Spiel wird so lange fortgesetzt, bis einer eine vorher festgesetzte Anzahl von Quartetten gewonnen hat – etwa 10 Punkte.

Einige Spieler bewerten die Quartette verschieden, zum Beispiel 2 bis 10 Punkte nach dem Zahlenwert, 11 Punkte für ein Bubenquartett, 12 Punkte für ein Damenquartett und 13 Punkte für Könige, 15 für Asse.

Australischer Fish  

Paul Gardner-Stephen berichtet aus Australien, dass dort eine Variante gespielt wird, bei der das Spielziel ist, Paare zu sammeln. Von einem Kartenspiel mit 52 Blatt erhält jeder Spieler 7 Karten. Der Spieler mit den meisten Paaren fragt als erster. Wenn man dran ist, fragt man nach einer Karte, die zu einer Karte in der Hand passt. Jedes Paar muss sofort, wenn man es bekommen hat, abgelegt werden. D. h. man kann ein Paar nicht in der Hand behalten, um damit die Möglichkeit zu haben, nach den anderen beiden Karten zu fragen. Ein Spieler, der keine Karten mehr auf der Hand hat, zieht vom Stapel der nicht verteilten Karten 7 neue Karten. Es wird so lange gespielt, bis keiner mehr Karten in der Hand hält, und die Spieler bekommen für jedes Paar einen Punkt.

Das Spiel wird manchmal mit speziellen Karten gespielt. Manchmal wird es mit 52 Karten und 2 Jokern gespielt, und die Joker werden wie normale Karten behandelt, die ein Paar bilden. Jonny Groves beschreibt ein ähnliches Spiel aus den USA; er schlägt vor, dass ein Paar Joker besser mit 2 Punkten statt mit 1 Punkt bewertet werden sollte, da es schwieriger zu bekommen sei als andere Paare. Aus dem gleichen Grund sollten zwei Paare gleichen Ranges 3 Punkte statt 2 Punkte bekommen.

Eine Variante – Backstab Fish – wird in Adelaide gespielt, mit 2 x 52 Karten und 4 Jokern (also 108 Karten). Es wird mit 4 bis 10 Spielern gespielt; jeder bekommt 7 Karten, und das Ziel ist, vier gleiche Karten zu sammeln, wobei Farben keine Rolle spielen. Ein Spieler fragt einen anderen Spieler nach einer bestimmten Anzahl von Karten gleichen Ranges, von dem der Spieler mindestens eine selbst halten muss. Z. B. könnte man einen Spieler nach 3 Sechsen fragen, wenn man eine Sechs hat. Der gefragte Spieler gibt die genaue Anzahl von Karten her, nach denen gefragt wurde, wenn er sie hat. Hat er sie nicht – wenn er also nur 2 Sechsen hat – dann muss der Frager eine Karte vom Stapel ziehen, und der gefragte Spieler ist nun dran. Bei diesem Spiel braucht man 4 gleiche Karten nicht sofort abzulegen. Man kann sie in der Hand behalten, um die Möglichkeit zu haben, nach den anderen Karten gleichen Ranges zu fragen. Aber wenn man die vier Karten nicht ablegt, kann man einige oder alle dieser Karten verlieren, sobald ein anderer Spieler nach ihnen fragt.

Omben / Minuman

Die indonesische Variante von Go Fish ist als Omben auf Java bekannt, als Minuman in Indonesien – beide Namen bedeuten „Trink“. Es soll am besten für 2 Spieler sein, von denen jeder mit einer Hand von 4 oder 5 Karten beginnt (die Anzahl der Karten muss vor dem Spiel festgelegt werden), die er von einem Spiel mit 52 Karten zieht. Die Spieler fragen abwechselnd nach einem Rang – z. B. nach der 8 oder dem König – und der andere Spieler muss dem Fragenden alle Karten dieses Ranges geben, die er in der Hand hält. Wenn der Spieler keine Karte dieses Ranges hat, muss der Fragende „trinken“, d.h. er muss Karten vom nicht verteilten Stapel ziehen. Er muss so lange Karten ziehen, bis er eine Karte des Ranges zieht, nach der er gefragt hatte. Sobald ein Spieler 4 gleiche Karten hat, muss er sie offen ablegen. Es gewinnt der Spieler, der als erster alle seine Karten losgeworden ist – es spielt also keine Rolle, wie viele oder wie wenige Vierergruppen er gemacht hat. Wenn der Stapel aufgebraucht ist, gewinnt der Spieler, der jetzt weniger Karten als der andere hat. Man beachte: Bei diesem Spiel fragen die Spieler abwechselnd, und es spielt keine Rolle, ob der andere Spieler die Karte in der Hand hatte oder ob die Karte beim Ziehen vom Stapel gefunden wurde.  

Autoren

Das Spiel wird ohne Stapel gespielt, denn es werden alle Karten so gleichmäßig wie möglich an alle Spieler verteilt. Ein Spieler fragt nach einem bestimmten Rang (oder nach einer bestimmten Karte, wenn man diese Variante spielt). Hat der gefragte Spieler die Karte(n), kann derselbe Spieler weiter fragen, wenn nicht, ist der gefragte Spieler mit Fragen dran. Wie bei Go Fish muss man eine Karte des Ranges haben, nach der man fragt. Ein Satz von vier Karten wird abgelegt. Das Spiel geht so lange weiter, bis alle Karten in Vierergruppen abgelegt sind, und wer die meisten Vierergruppen hat, hat gewonnen. Man kann auch einen Punkt je Vierergruppe bekommen und so lange spielen, bis einer eine bestimmte Punktsumme erreicht hat.

In den USA wird dieses Spiel Authors (Autoren) genannt, weil es ursprünglich mit speziellen erzieherischen Karten gespielt wurde, auf denen sich die Porträts von berühmten Autoren befanden. Diese Art Karten gibt es heute noch, und dieser Gedanke wurde weitergeführt mit Karten, die Erfinder, amerikanische Präsidenten, Forscher, Baseball Spieler usw. zeigen. Eine Auswahl von verschiedenen Karten dieser Art kann man bei www.amazon.com erhalten.

Happy Families

(Glückliche Familien) Diese britische Variante wird mit speziellen 44 Karten gespielt, die Vater, Mutter, Sohn und Tochter von elf Familien zeigen. Jeder zahlt einen bestimmten Einsatz, alle Karten werden verteilt, und der Spieler links vom Geber fängt an. Der Spieler, der an der Reihe ist, fragt einen anderen Spieler nach einer bestimmten Karte; der Fragende muss zumindest eine Karte der gleichen Familie auf der Hand haben. Wenn der Gefragte die Karte hat, muss er sie geben und der Frager macht weiter, indem er denselben oder einen anderen Spieler nach einer anderen Karte fragt. Wenn der Gefragte die gewünschte Karte nicht hat, sagt er: „Nicht zu Hause“ und ist jetzt mit Fragen dran. Vollständige Familien werden verdeckt vor dem Spieler abgelegt. Wenn alle Familien vollständig sind, gewinnt der Spieler, der die meisten Familien hat, den halben Einsatz.

Es beginnt jetzt die zweite Phase des Spiels, in der die Spieler nach den ganzen Familien fragen. Der Gewinner der ersten Phase fängt an, und der Spieler, der es schafft, alle 11 Familien zu bekommen, erhält die zweite Hälfte des Einsatzes.

In einigen Runden muss der Spieler, der nach einer Karte fragt, „Bitte“ sagen – und ein Spieler, der eine Karte bekommt, muss „Danke“ sagen. Jeder, der das vergisst, muss die Karte, wenn er sie bekommen hat, zurückgeben; und es ist nun der Spieler dran, der gefragt wurde.

In dem französischen Spiel Jeu des Sept Familles besteht jede Familie aus sechs Mitgliedern, denn es gehören auch noch zwei Großeltern dazu, so dass für die sieben Familien 42 Karten benötigt werden.

Pâi Hông (ไพ่ห้อง)

Dieses thailändische Spiel – der Name bedeutet „Zimmer Karte“ – ist im Wesentlichen dasselbe wie Happy Families. Es spielen drei bis sechs Spieler, die ein Standardkartenspiel von 52 Karten benutzen. Es werden alle Karten so gleichmäßig wie möglich verteilt, und das Ziel ist, vier gleiche Karten zu sammeln. Der dem Geber benachbarte Spieler, der die erste Karte beim Geben erhielt, fängt an. Er fragt einen anderen Spieler nach einer bestimmten Karte und nennt Rang und Farbe (z. B. Karo Sieben). Um fragen zu können, muss man eine Karte dieses Ranges in der Hand halten. Wenn der gefragte Spieler die gewünschte Karte hat, muss er sie herausgeben und der Frager darf weiter fragen. Hat er die Karte nicht, ist jetzt der Gefragte mit Fragen dran. Ein Satz von vier gleichen Karten wird Zimmer genannt (hông). Ein Spieler, der ein Zimmer hat, kann sie verdeckt vor sich ablegen oder in der Hand behalten. Das Spiel endet, wenn alle 13 Zimmer gesammelt wurden, und der Spieler mit den meisten Zimmern gewinnt.

Andere Webseiten und Software

Die Seite Cribbage.ca enthält eine Beschreibung einer Variante im französisch sprechenden Kanada, und zwar Merci. Es ist ähnlich wie Go Fish, außer dass jeder 10 Karten bekommt, und dass ein Spieler, der vergisst „Merci“ (Danke) zu sagen, wenn er eine Karte bekommen hat, diese Karte zurückgeben muss und der gefragte Spieler an der Reihe ist.

Die Sammlung HOYLE Card Games für Windows oder Mac OS X enthält ein Programm für Go Fish, zusammen mit vielen anderen populären Kartenspielen.

Verantwortlich für die englischsprachige Version dieser Website: John McLeod (john@pagat.com). Deutsche Übersetzung von Günther Senst überarbeitet.
Die deutschsprachige Übersetzung entstand mit freundlicher Unterstützung von PokerStars. © John McLeod, 1996, 2003, 2013. Version aktualisiert am: 19. März 2013

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